Volkstrauertag 2024

Liebe Traisenerinnen und Traisener, Liebe Gäste, 

Der Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer hat einmal gesagt: „Soldatengräber sind die großen Prediger des Friedens.“

Der Volkstrauertag ist ein Blick zurück, ein Blick in die Vergangenheit – ein Blick auf Soldatengräber. Er ist den Opfern der Kriege und der Gewaltherrschaften gewidmet. Jedoch soll er auch in der Gegenwart zum Frieden mahnen.

Wir alle haben uns aus diesem Grund hier am Kriegerdenkmal eingefunden. Ich freue mich sehr, dass Sie alle heute dabei sind und begrüße Sie herzlich.

Am Volkstrauertag gedenken wir der Toten, die Kriege und Gewaltherrschaft aller Völker und Nationen gefordert haben. 

Wir erinnern uns an die Soldaten, die kriegerischen Auseinandersetzungen zum Opfer gefallen sind, wir trauern um zivile Opfer und um die Opfer von Massakern und Völkermorden.

Wir denken an die Toten, die ihr Leben lassen mussten, weil sie gegen die Herrschaft von Diktatoren aufbegehrt haben. 

Und wir denken an all die menschlichen Schicksale, die aufgrund von kriegerischen Auseinandersetzungen und Gewaltherrschaft zu beklagen sind. 

Wir gedenken der Verwundeten an Körper und Seele, der Misshandelten und Missbrauchten. Wir denken an all diejenigen, deren Familien grausam auseinandergerissen wurden, die Angehörige verloren haben und deren Leben aufgrund ihrer traumatischen Erlebnisse nie mehr so sein wird wie es vorher war.

Und wir denken auch an die, die von verantwortungslosen Machthabern in aussichtslose Kämpfe geschickt wurden, in denen sie ihre Gesundheit, ihre Jugend, ihre Unschuld und ihr Leben verloren haben.

Es sind nicht die Zahlen, Daten und Fakten, über die Kriege die uns aufrütteln. Diese schaffen nur eine Distanz, hinter die wir uns unbeteiligt zurückziehen können. Es sind die menschlichen, die persönlichen Schicksale, die uns berühren und zum Nachdenken bringen. Umso wichtiger ist es, dieses Gedenken aufrechtzuerhalten.


Frieden schätzt man meist erst richtig, wenn er nicht mehr da ist. Lasst es uns nicht dazu kommen. Damit möchte ich nun die Totenehrung sprechen: 

Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren. 

Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.

Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind.

Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz.

Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.“

Ich möchte mich mit einer einfachen und klaren Botschaft verabschieden: Lasst uns gemeinsam dafür einsetzen aus der Vergangenheit zu lernen und die Zukunft demokratisch, weltoffen, tolerant und gegen Krieg zu gestalten!

Ich danke für Ihre Anwesenheit und Aufmerksamkeit und bitte nun um eine Schweigeminute, während wir den Kranz niederlegen.